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Christian Wolff

Auswirkungen von Landschaftsmerkmalen auf Goldkopflöwenäffchen



Ende 2023 veröffentlichte Teixeira et al. einen Artikel über die Effekte von Landschaftsmerkmalen auf die Verbreitung von Goldkopflöwenäffchen. Der Artikel erschien im American Journal of Primatology und zeigt auf, wie wichtig der Fortbestand traditioneller Cabrucas für das langfristige Überleben von Goldkopflöwenäffchen ist. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet von Goldkopflöwenäffchen ist durch fortschreitende Fragmentierung und Veränderungen durch den Menschen inzwischen zweigeteilt. Wobei im östlichen Teil des Verbreitungsgebietes Cabrucas die vorherrschende Landschaftsform sind. Hier konnten auch 91% des Vorkommens von Goldkopflöwenäffchen registriert werden. Im westlichen Teil des ursprünglichen Verbreitungsgebietes wurden 9% der realisierten Habitate registriert. Diese sind zudem stark isoliert. Rinderweidewirtschaft und Landwirtschaft machen dieses Gebiet für Goldkopflöwenäffchen da facto ungeeignet.


Verteilung der mit der Playback-Technik untersuchten Fragmente im gesamten Untersuchungsgebiet. In blau - Fragment positiv für das Vorkommen von L. chrysomelas. In schwarz - Fragment negativ für das Vorkommen von L. chrysomelas. Die Daten wurden zwischen Juni 2018 und März 2022 erhoben.

Trotz seiner Fähigkeit in vom Menschen veränderten Habitaten, wie Sekundärwäldern und Cabrucas zu überleben, reagieren Goldkopflöwenäffchen sehr empfindlich auf die Degradierung ihres Lebensraumes. Es konnten drei Schlüsselelemente der Landschaftsveränderung als Hauptursachen für den Rückgang der Bestandszahlen ermittelt werden.


  •  Die fortgesetzte Zerschneidung von Lebensräumen (Verringerung der funktionalen Konnektivität). Wobei Goldkopflöwenäffchen durchaus in der Lage sind Lebensraumlücken zu überwinden, angenommen werden dabei Schneisen oder Lücken mit einer Breite von maximal 60-120m. Dadurch muss nicht zwingend ein lückenloses Habitat bestehen, um als Lebensraum fungieren zu können.

  • Eine Verringerung der Kerngöße der Habitate – Dadurch kommt es zur Zunahme von Randeffekten, was die Mortalität von alten und damit großen Bäumen erhöht und einen negativen Effekt auf die Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen für Goldkopflöwenäffchen hat. Die Mindestgröße eines Kernhabitates liegt bei 5000m. Viele heimische, oft langsam wachsende Baumarten des Klimaxstadiums sind für Goldkopflöwenäffchen als Nahrungslieferanten notwendig und bieten Schlafplätze. In Cabrucas fungieren diese meist als Schattenbäume des Kakaos.

  • Bewaldeten Flächen wie Sekundärwälder und Cabrucas werden als Hauptelement der Landschaft zurückgedrängt und durch land- und forstwirtschaftliche Nutzungsformen ersetzt. Dadurch gehen die verfügbaren Lebensräumen für Goldkopflöwenäffchen zurück. Neben der Rinderweidewirtschaft sind dies vor allem Kautschuk-, Eukalyptus- und Kaffeeplantagen. Obwohl „bewaldet“ sind diese für Goldkopflöwenäffchen und viele andere heimische Tierarten als Lebensraum ungeeignet da es meist Monokulturen sind, die kaum Nahrungsressourcen bieten und eine sehr geringe Biodiversität aufweisen.


Erstaunlich ist die Registrierung einer Population Goldkopflöwenäffchen im Mata de Cipó, dem Übergang vom Mata Atlântica zum Caatinga Biom. Dieses Gebiet ist sehr weit westlich von allen anderen Habitaten gelegen. Dieses Gebiet ist trockener als alle anderen Habitate, typische Nahrungsressourcen (Früchte tragende Bäume und Bromelien) wie in Cabrucas und anderen Waldfragmenten vorhanden sind hier stark begrenzt und könnten das langfristige Überleben einschränken. Es ist unklar wie groß die Population ist und wie lange sie in diesem Fragment schon existiert. Frühere Bestandsaufnahmen konnten hier keine Goldkopflöwenäffchen nachweisen. Auch ist mit 860 m.a.s.l. die Höhenlage des Habitates einmalig und stellt infrage, ob die Höhenlage ein limitierender Faktor im ursprünglichen Verbreitungsgebiet darstellt. In Anbetracht fortschreitender Lebensraumzerstörung durch anthropogene Aktivitäten können Waldfragmente und Cabrucas in höheren Lagen als Zufluchtsorte dienen und als potentielle Schutzgebiete in Betracht gezogen werden. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet umfasst Höhenlagen bis 1100 m, die für Land- und Weidewirtschaft eher ungeeignet sind. Allerdings sind hierfür weiterführende Untersuchungen notwendig.


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